KAPITÄN
JON ANDRESEN
ZU HAUSE AUF SEE UND SYLT
Der gebürtige Tinnumer, dessen Mutter aus einer alten Seefahrerfamilie stammte, hatte eine von der Güte der Eltern behütete Jugend. Unter den acht Kindern, die auch im Alter wie Pech und Schwefel zusammenhielten, war Jon der einzige Junge.
Nach Besuch der Mittelschule hatte er das Glück, durch den Sylter Kapitän Brodersen mit 17 Jahren seinen heißen Wunsch, zur See zu fahren, erfüllt zu sehen. Auf der „Erika“, einem Dreimastschoner, empfingen drei weitere Sylter den Landsmann: Karl Christiansen, Hans Jacobsen und Willy Leisner.
Bei der Hamburg-Süd hatte er später Frachter unter den Füßen, kam bis nach Südamerika und fuhr sogar mit dem Flaggschiff, der „Cap Polonio“. Im Eiswinter 28/29 setzte Jon Andresen sich wieder auf die Schulbank, machte sein A-5-Patent und erwarb das Seefunkzeugnis, um anschließend als Steuermann auf einem kleinen Küstensegler die vorgeschriebene zweijährige Fahrenszeit auf Segelschiffen zu erfüllen.
Den Atlantik, das Mittelmeer und das Schwarze Meer überquerte Jon als junger Schiffsoffizier vielfach. Zwölf Tage dauerte beispielsweise eine Fahrt von den USA, bei der PKW und LKW die Ladung ausmachten. Wein und Tabak lud man im Mittelmeer. Die härtesten Stunden erlebte nicht nur Jon Andresen auf der „Norburg“. Auch die Familie zitterte, nachdem das Radio die Nachricht gesendet hatte, daß das Schiff sich im Kanal in sinkendem Zustand befinde.
Der Oktoberorkan, der auch auf Sylt schwerste Verwüstungen anrichtete, machte die „Norburg“ manövrierunfähig. Eine erste Trossenverbindung zu einem holländischen Schlepper brach und konnte erst in den Nachtstunden wieder hergestellt werden. Mit 17 Grad Schlagseite konnte der mit 24 Seeleuten besetzte Steamer dann nach Emden gebracht werden. Der bei diesem Sturm verletzte Schiffsjunge aber, so schmunzelt Jon Andresen noch heute, war nicht zu bewegen, seinen Fuß noch einmal auf ein Schiff zu setzen, um nach Hause zu kommen. Er fuhr per Bahn.
Die erste Fahrt als Kapitän mit dem neuen A-6-Patent endete abenteuerlich. Es war 1939 auf der Rückfahrt von Constanza im Schwarzen Meer, als die Engländer das Schiff vor Cadiz aufbringen wollten. So half nichts: Man setzte das Schiff auf die spanische Küste, um der Kriegsgefangenschaft zu entgehen und die Tonnage nicht dem Feind zu überlassen. Drei Jahre Zwangsaufenthalt in Spanien folgten, bis über Land der Weg nach Deutschland möglich wurde.
War der folgende Job als Kapitän eines Zielschiffs auch nicht gerade gemütlich, so kam es bei Kriegsende noch schlimmer. Im Kriegsgetümmel und bei bitterster Kälte holte er Flüchtlinge aus Ostpreußen und landete bei der letzten Fahrt mit 4000 verzweifelten Menschen an Bord in Flensburg.
„Es war ein Wunder, daß ich mit heiler Haut davon kam“, meinte Jon Andresen und legte beim Erzählen eine Pause ein.
1950 erst konnte wieder ein Anfang als Seemann gemacht werden.
Als Supercargo verantwortlich für Ladungen, fuhr er weitere acht Jahre und konnte sich erst 1964 entschließen, den Planken ade zu sagen. Das verwaiste Elternhaus nahm ihn auf. Den zusammen mit der 1975 verstorbenen Ehefrau aufgebaute Vermietungsbetrieb liegt längst in den Händen junger Familienmitglieder.
Der rüstige und geistig rege alte Herr war einige Jahre im Unterrichten des Friesischen tätig, aber sein Hauptinteresse gilt der Küste seiner Heimatinsel.
Ihn erbost vor allem, daß nach seiner Meinung mit soviel Dilettantismus dort auch von fachlicher Seite vorgegangen wird. Und man spürt, wenn er davon spricht, daß in ihm der alte Jähzorn noch lebendig ist, vielleicht ein wenig gemildert durch Resignation.
SYLTER RUNDSCHAU 1987 … cp.
OLIVER + ANDREAS
BEHRENS
Oliver Behrens (47) ist der große Bruder von „Desche“ Andreas Behrens (45). Die Geschwister gehören zu einem weit verzweigten Sylter Familienclan.
Der viel zitierte „Onkel Johnny“, Namensgeber der Strandwirtschaft, war ein Großonkel, weltgewandter Kapitän, stets unterwegs mit seiner Heimatinsel im Herzen. Er beeindruckte durch seine friesische Kauzigkeit, seinen unverwechselbaren Humor und durch seine tollen Abenteuergeschichten.
Eine große Inspiration für Andreas und Oliver.
Die Onkel von Oliver und Andreas sind die Gründer der Buhne 16. Dort wuchsen die „Bengels“ in den 70er und 80er Jahren auf und verdienten sich in der Familien-Strandgastronomie ihre ersten beruflichen Sporen. Eine legendenreiche Zeit, die beide prägte.
Mit dem Schulabschluss zog es die Brüder von der Insel hinaus in die Welt. Oliver Behrens machte Abi, absolvierte den Zivildienst als Rettungssanitäter und studierte in Hannover Betriebswirtschaft. Desche Behrens wurde ebenfalls „Rettungssani“, machte dann die Ausbildung zum Flugzeugmechaniker.
Bevor er zusammen mit Oliver 1998 die „Cohíbar“ in Westerland eröffnete, bereiste er den halben Planeten. Der gastronomische Treffpunkt mitten in der City war zehn Jahre lang ein Hotspot für gesellige Momente.
2008 verkauften die Brüder die Cohíbar, um neue Herausforderungen annehmen zu können.
2004 erhielt Oliver den Zuschlag für die Bewirtschaftung der Gastronomie im Kaamp Hüs. Das Konzept von „La Isola“ ging wunderbar auf. 2008 kam das „Amici“ in Keitum dazu, in dem die Behrens-Brüder bis heute italo-friesische Gastfreundschaft zelebrieren. Als direkt gegenüber gebaut wurde und die Chance entstand, ein gastronomisches Konzept mit allerbestem Fleisch vom 800 Grad heißen Ofen umzusetzen – taten sie das, trennten sich vom „La Isola“ und eröffneten die „Butcherei“.
Um wirtschaftlich auf sicheren Füßen stehen zu können, führten die Brüder im Sommer 2017 und 2018 ihre Keitumer Kern-Geschäfte neben dem Onkel-Johnny-Kiosk weiter.
Mit „Onkel Johnny’s Strandwirtschaft“ nehmen die beiden Brüder Kurs auf einen weiteren Meilenstein ihrer Gastro-Karriere.
ONKEL JOHNNY’S STRANDWIRTSCHAFT
OSETAL 3b
25996 WENNINGSTEDT / SYLT
54°56’43’’N ··· 8°19’13’’O
RESERVIERUNGEN NUR TELEFONISCH
+49 4651 – 299 98 80
ÖFFNUNGSZEITEN
MONTAG – SONNTAG AB 11 UHR
WARME KÜCHE VON 12 BIS 18 UHR
WARME KÜCHE VON 12 BIS 18 UHR